Nach einer erholsamen Nacht auf Koh Chang in einem Zelt hoch oben auf den Cliffs sind wir am frühen Morgen ins Paradies aufgebrochen. So jedenfalls habe ich mir nach den Erzählungen anderer Reisender die Insel Koh Kood vorgestellt: Umgeben von kristallklarem türkisfarben schimmerndem Meer gibt es ein kleines Naturparadies mit nahezu unberührten weißen Stränden gesäumt von Palmen und da es ein Geheimtipp ist mit mir wenigen Besuchern.
Schon die Suche nach einer geeigneten Unterkunft hat dann schnell gezeigt, dass es dort viele wunderschöne und teure Resorts gibt und nur wenige Zimmer oder Bungalows in der etwas günstigeren Preisklasse – also kein Backpacker-Paradies mit kleinen einfachen Hütten oder Zelten am Strand, sondern eher etwas für Leute, die sich gerne etwas exklusiven Luxus gönnen. Erst am zweiten Tag, als wir mit dem Moped auf der einzigen Straße der Insel unterwegs waren und nach einer geeigneten Übernachtungsmöglichkeit Ausschau hielten, haben wir eine einfache Hütte gefunden, die wir für einige Tage mieten konnten.
Unsere erste Begegnung mit dem Meer hatten wir in einem kleinen Fischerdorf, wo wir für die ersten beiden Tage ein Zimmer in einem Guesthouse gefunden hatten. Der kleine Privatstrand, der allen offen stand, lag direkt neben dem Kanal, auf dem die Fischerboote aufs Meer hinausfahren und etliche Abfälle, Fischköpfe und Plastiktüten aufs Meer hinausschwimmen. Am Strand lag alles Mögliche, was normalerweise nicht in der Natur zu finden ist: Flaschen, Plastiktüten, Eisenteile, Seilstücke, ein halbes Boot und einiges mehr – und das obwohl der Besitzer des Strandes täglich Müll einsammelt. Auch unser erster Ausflug an einen anderen Strand war von leeren Verpackungen, Flaschen, Scherben und kaputtem Hausrat jeglicher Art begleitet. Unsere ersten beiden Tage auf Koh Kood haben mich ziemlich unsanft aus meinen paradiesischen Vorstellungen gerissen.
Wo heute Menschen leben entsteht Müll – im Zeitalter der Plastikprodukte ziemlich viel für Mutter Erde “unverdaubarer” Müll. Wie wir mit der Zeit erfahren wird der meiste Müll vom Meer angespült- je stürmischer die See umso größer die Müllhäufen am Strand.
Es gibt auf Koh Kood eine gut funktionierende Müllabfuhr und die teuren Resorts haben großes Interesse daran, die Strände sauber zu halten, teilen Müllsäcke aus und nehmen gerne gesammelten Müll entgegen. Schon am zweiten Tag unseres Aufenthalts auf Koh Kood sind wir den ersten Müllsammlern begegnet.: Das amerikanische Ehepaar hat uns begeistert von den einstigen Traumstränden erzählt, die durch Sturmwellen verunreinigt und den Anstieg des Meeresspiegels wesentlich verkleinert wurden. Sie sind mit einem großen schwarzen Müllsack unterwegs und berichten von einer Initiative, die sich ” l’ m a Trash Hero” nennt: ” Jeden Samstag treffen sich Leute an einem der Strände und sammeln für 2 Stunden Müll, anschließend wird das Ergebnis gemeinsam gefeiert.” (Die Organisation hat eine Internet Seite und ist in vielen Ländern aktiv). Vielleicht hat jemand Lust auch in der eigenen Umgebung etwas Ähnliches zu starten.Wow, das fand ich beeindruckend, dass Feriengäste und Einheimische sich versammeln, um “ihre” Insel sauber zu machen. Tags darauf waren auch wir mit einem Müllsack unterwegs und am Samstag bei der Müllsammel- Aktion dabei, die viel Spaß gemacht hat.
Nach der wunderschönen Erfahrung ein Trash Hero unter 30 anderen zu sein, weiß ich, dass wir gemeinsam unterwegs sind uns unser Paradies Erde wieder zurückzuholen – das war eine viel beglückendere Erfahrung als ein isoliertes Paradies als Geheimtipp für sich zu behalten.
Nachdem ich meine engen Vorstellungen von Paradies verändert hatte, kam plötzlich ein glitzernder Diamant zum Vorschein: weiße, weiche Sandstrände, azurblaues klares Meer, wundervolle von der Bevölkerung verehrte alte Bäume im Inneren der Insel, viele leckere Früchte, freundliche, hilfsbereite Menschen und bereichernde Begegnungen, u. a. zwei sympathische Landschaftsgärtner aus Stuttgart.
Eine weitere magische Erfahrung wartete beim Eintauchen in den Zauber der Unterwasserwelt auf uns. Schnorcheln wurde vor allem für Tilman zum täglichen Highlight so faszinierend und spannend war die Berührung mit der völlig anderen Welt unter Wasser. Die Atmosphäre ist still und friedlich, alles Geschäftige, Laute fällt ab – ich treibe staunend und schwerelos auf dem Wasser. Ein herrliches Erlebnis puren Seins.
Überall da, wo ich mit mir selbst verbunden bin und das liebe, was ist, finde ich mein Paradies.