Nach einer Vorbereitungszeit von 6 Monaten, die gefühlt viel kürzer war, da es für uns beide so viel aufzuräumen, abzuschließen und zu organisieren gab, erfüllt sich für mich ein Lebenstraum: Am 5.09. fliegen wir los nach Sri Lanka, um uns dort 3 Wochen lang mit einer Ayurveda – Kur auf eine ganz neue Lebenserfahrung einzustimmen.
Wofür sind wir aufgebrochen? Mit welcher Ausrichtung sind wir unterwegs? Wie wollen wir sein als Gast in anderen Ländern und Kulturen? Eines ist sicher: wir sind unterwegs mit Neugierde, Begeisterung und Freude darüber die große Chance einer Weltreise im Gepäck zu haben. Inzwischen weiß ich, dass ich unterwegs bin dem Gesang von Mutter Erde zu lauschen, ihren Herzschlag zu spüren.
Sri Lanka empfing uns mit einem wunderschön gelegenen, luxuriösen Ayurveda-Resort, in dem wir die ersten 3 Wochen unsere Körper wunderbar massierenden Händen und der Wirkung ayurvedischer Kräutermedizin überlassen haben. Es war hier alles wie im Paradies: ‘eine traumhaft schöne Umgebung mit wundervoll singenden Vögeln, eine Rundumversorgung, die an Fürsorge kaum zu überbieten war, ein Essensbüffet, das für einen Gemüse- und Früchtefan kaum einen Wunsch offen ließ und jeden Tag Sonne, Meer und Swimmingpool. Wie oft hatte ich mir gewünscht mehr als eine Nacht Gast in einem dieser schönen teuren Luxusresorts mit Blick aufs Meer, Palmen vor dem Fenster, Sandstrand und einem an Genüssen reichen Büffet zu sein. Nach 2 Wochen “Paradies” habe ich die überraschende Erfahrung gemacht, dass schon 2 Wochen Paradies mehr als genug für mich waren und ich sogar anfing mich zu langweilen. Ich erkannte, dass auch die perfekteste Umgebung keine Garantie für mein “Paradies-Gefühl” war, wenn ich es nicht jeden Tag aufs Neue in meinem Inneren mir selbst erschaffe.
Eine Ayurveda- Kur zu machen bedeutete einen genauen Zeitplan einzuhalten, zu bestimmten Zeiten Kräuterwasser und Kräuterpillen einzunehmen, verschiedenste Massagen, Reinigungen mit speziellen Ölen zu bekommen und sogar ab und zu eine Diät einhalten zu müssen. Eine Reinigungskur ist wie ich jetzt weiß nicht immer angenehm und hat uns gezeigt, wo wir über unsere Grenzen gegangen sind, wo wir an unserem Körper Raubbau betrieben, uns keine Pausen gegönnt haben. Diese ersten drei Wochen waren eine Zeit reich an Erkenntnissen: unser Bewusstsein für Selbstachtung, Achtsamkeit für das richtige Maß und das Bewusstsein wie kostbar unser eigenes Leben ist sind gewachsen.
Dann nach 3 Wochen endlich losziehen und selbst bestimmen können – was für eine große Freude und der Beginn des eigentlichen Abenteuers.
Wir hatten eine Unterkunft in Ella gebucht, einem Ort in den Bergen Sri Lankas inmitten von Teeplantagen und aussichtsreichen wunderbar grünen Hügeln. Der local bus, für den wir uns als Transportmittel entschieden, hat uns ohne Umschweife mit dem normalen Leben auf Sri Lanka bekannt gemacht. Auf einer fünfstündigen Fahrt wurden wir mit Techno-Bässen beschallt und hatten nach einer Stunde nur noch einen halben Sitz statt 2. Der Bus wurde immer voller und bei jedem Halt konnten wir uns noch weniger vorstellen, wo denn die zehn Leute, die draußen standen Platz finden sollen. Ziemlich erschöpft standen wir endlich vor der Tür unserer Unterkunft, um eine weitere überraschende Erfahrung zu machen: wir standen vor einer sehr kleinen offensichtlich mit einfachsten Mitteln selbst zusammengebauten Holzhütte direkt an einer stark befahrenen Straße mit einer Menge laut hupender Bikes und Bussen. Wow, nach einer kurzen Schocksekunde und der inneren Frage, ob das wirklich das ruhig gelegene von singenden Vögeln und herumturnenden Affen umgebene gemütliche Homestay sein konnte, waren wir bereit alles wie es war zu akzeptieren und uns für die nächsten Tage eine andere Unterkunft zu suchen. Nach einer Nacht in dieser Hütte, mit der wir die gute Absicht der Hausvermieter gewürdigt haben, sind wir in einen schönen Raum mit herrlicher Aussicht umgezogen. Die Mischung aus Regenwald, Teeplantagen und aussichtsreichen Bergen war eine großartige Wanderlandschaft bestens geeignet als Vorbereitung für unser Trekking in Nepal. Auf kleinen Pfaden, die zuerst entdeckt werden wollten, haben wir unsere Ausdauer trainiert und dabei viel Schönes gesehen und erlebt. Als die letzten Kolonialherren auf Sri Lanka hinterließen die Engländer jede Menge Teeplantagen und die entsprechende Infrastruktur einer herrlich gelegenen Eisenbahnstrecke. Obwohl sie inzwischen in einem abenteuerlichen Zustand ist, wird die Bahnstrecke sowohl als Fusspfad als auch als Verbindung in die Hauptstadt Colombo von Einheimischen wie Touristen eifrig genutzt. Wir haben es sehr genossen, zusammen mit vielen anderen Menschen auf den Eisenbahnschwellen zu laufen, umgeben von Blumen und Vogelgezwitscher ohne nerviges Bike- und Busgehupe und Staubwolkenabgasgemisch.
Nach 5 schönen Tagen im grünen Herzen Sri Lankas sind wir mit dieser Eisenbahn durch eine abwechslungsreiche Landschaft nach Colombo geschaukelt, gehoppelt und gerattert; gut durchgeschüttelt mit 2-3 Stunden Verspätung, gerade noch rechtzeitig waren wir am Flughafen und kurz darauf auf dem Weg nach Nepal.
Sri Lanka – Land an der Schwelle unseres bisherigen Lebens – der Beginn einer Abenteuerreise, deren Verlauf und Ende wir nicht kennen. Du bist ein wunderbar grünes Land, auf dir wachsen viele köstliche Früchte und heilsame Kräuter. In dir tief verwurzelt ist die Kunst des Heilens mit ayurvedischer Kräutermedizin – Ayurveda – das Wissen vom Leben. Wir sind dir dankbar für deine liebevollen Hände, die heilenden Kräuter und leckeren Früchte, die wundervollen Vögel und Schmetterlinge, die Wellen, die mich lehrten mich von ihren immer neuen, überraschenden Bewegungen tragen zu lassen und die freundlichen Menschen, die uns immer hilfsbereit begleitet haben.