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ImTrash-Paradies – was es unter und auf dem Wasser so alles gibt

Februar 12, 2019 von Susanna Brändle

Nach einer erholsamen Nacht auf Koh Chang in einem Zelt hoch oben auf den Cliffs sind wir am frühen Morgen ins Paradies aufgebrochen. So jedenfalls habe ich mir nach den Erzählungen anderer Reisender die Insel Koh Kood vorgestellt: Umgeben von kristallklarem türkisfarben schimmerndem Meer gibt es ein kleines Naturparadies mit nahezu unberührten weißen Stränden gesäumt von Palmen und da es ein Geheimtipp ist mit mir wenigen Besuchern.

Schon die Suche nach einer geeigneten Unterkunft hat dann schnell gezeigt, dass es dort viele wunderschöne und teure Resorts gibt und nur wenige Zimmer oder Bungalows in der etwas günstigeren Preisklasse – also kein Backpacker-Paradies mit kleinen einfachen Hütten oder Zelten am Strand, sondern eher etwas für Leute, die sich gerne etwas exklusiven Luxus gönnen. Erst am zweiten Tag, als wir mit dem Moped auf der einzigen Straße der Insel unterwegs waren und nach einer geeigneten Übernachtungsmöglichkeit Ausschau hielten, haben wir eine einfache Hütte gefunden, die wir für einige Tage mieten konnten.

Unsere erste Begegnung mit dem Meer hatten wir in einem kleinen Fischerdorf, wo wir für die ersten beiden Tage ein Zimmer in einem Guesthouse gefunden hatten. Der kleine Privatstrand, der allen offen stand, lag direkt neben dem Kanal, auf dem die Fischerboote aufs Meer hinausfahren und etliche Abfälle, Fischköpfe und Plastiktüten aufs Meer hinausschwimmen. Am Strand lag alles Mögliche, was normalerweise nicht in der Natur zu finden ist: Flaschen, Plastiktüten, Eisenteile, Seilstücke, ein halbes Boot und einiges mehr – und das obwohl der Besitzer des Strandes täglich Müll einsammelt. Auch unser erster Ausflug an einen anderen Strand war von leeren Verpackungen, Flaschen, Scherben und kaputtem Hausrat jeglicher Art begleitet. Unsere ersten beiden Tage auf Koh Kood haben mich ziemlich unsanft aus meinen paradiesischen Vorstellungen gerissen.

Wo heute Menschen leben entsteht Müll – im Zeitalter der Plastikprodukte ziemlich viel für Mutter Erde “unverdaubarer” Müll. Wie wir mit der Zeit erfahren wird der meiste Müll vom Meer angespült- je stürmischer die See umso größer die Müllhäufen am Strand.

Es gibt auf Koh Kood eine gut funktionierende Müllabfuhr und die teuren Resorts haben großes Interesse daran, die Strände sauber zu halten, teilen Müllsäcke aus und nehmen gerne gesammelten Müll entgegen. Schon am zweiten Tag unseres Aufenthalts auf Koh Kood sind wir den ersten Müllsammlern begegnet.: Das amerikanische Ehepaar hat uns begeistert von den einstigen Traumstränden erzählt, die durch Sturmwellen verunreinigt und den Anstieg des Meeresspiegels wesentlich verkleinert wurden. Sie sind mit einem großen schwarzen Müllsack unterwegs und berichten von einer Initiative, die sich ” l’ m a Trash Hero” nennt: ” Jeden Samstag treffen sich Leute an einem der Strände und sammeln für 2 Stunden Müll, anschließend wird das Ergebnis gemeinsam gefeiert.” (Die Organisation hat eine Internet Seite und ist in vielen Ländern aktiv). Vielleicht hat jemand Lust auch in der eigenen Umgebung etwas Ähnliches zu starten.Wow, das fand ich beeindruckend, dass Feriengäste und Einheimische sich versammeln, um “ihre” Insel sauber zu machen. Tags darauf waren auch wir mit einem Müllsack unterwegs und am Samstag bei der Müllsammel- Aktion dabei, die viel Spaß gemacht hat.

Nach der wunderschönen Erfahrung ein Trash Hero unter 30 anderen zu sein, weiß ich, dass wir gemeinsam unterwegs sind uns unser Paradies Erde wieder zurückzuholen – das war eine viel beglückendere Erfahrung als ein isoliertes Paradies als Geheimtipp für sich zu behalten.

Nachdem ich meine engen Vorstellungen von Paradies verändert hatte, kam plötzlich ein glitzernder Diamant zum Vorschein: weiße, weiche Sandstrände, azurblaues klares Meer, wundervolle von der Bevölkerung verehrte alte Bäume im Inneren der Insel, viele leckere Früchte, freundliche, hilfsbereite Menschen und bereichernde Begegnungen, u. a. zwei sympathische Landschaftsgärtner aus Stuttgart.

Eine weitere magische Erfahrung wartete beim Eintauchen in den Zauber der Unterwasserwelt auf uns. Schnorcheln wurde vor allem für Tilman zum täglichen Highlight so faszinierend und spannend war die Berührung mit der völlig anderen Welt unter Wasser. Die Atmosphäre ist still und friedlich, alles Geschäftige, Laute fällt ab – ich treibe staunend und schwerelos auf dem Wasser. Ein herrliches Erlebnis puren Seins.

Überall da, wo ich mit mir selbst verbunden bin und das liebe, was ist, finde ich mein Paradies.

Bangkok

Februar 12, 2019 von Susanna Brändle

Nach zweieinhalb Monaten, die wir auf Neuseeland größtenteils in der Natur verbrachten, war Bangkok, das Drehkreuz Südostasiens und pulsierende Metropole ein starker Kontrast.

Wir hatten für die ersten drei Tage vorsichtshalber eine Unterkunft etwas außerhalb des Stadtzentrums gebucht, was bedeutete, dass wir ziemlich ruhige Nächte und einen Anfahrtsweg von mindestens 45 Minuten ins Zentrum hatten. So buchten wir unser Zimmer für die nächsten beiden Tage am Rand eines großen local markets, womit wir wesentlich näher am Puls der Stadt waren.

Es leben und arbeiten sehr viele Menschen in Bangkok, weshalb der Skytrain, die Subway, Busse und Schiffe immer voll waren, einen Sitzplatz zu ergattern erforderte Geschick und etwas Glück. Die Einheimischen, vor allem die junge Generation, sind Meister im vollkommen unauffälligen Einnehmen freigewordener Sitzplätze: noch bevor ich überhaupt bemerkt habe, dass jemand seinen Platz geräumt hatte, war er wieder belegt. Offensichtlich trainiert das Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum ganz andere Fähigkeiten. Nach 2 Tagen wussten auch wir, wo wir uns positionieren müssen, um die 45 Minuten Fahrtzeit nicht stehend zu verbringen, was eine große Entlastung der Füße bedeutete, die während der kommenden 6 Stunden auf Besichtigungstour noch viel zu leisten hatten. Kaum eine Wanderung auf Neuseeland war für meine Beine und Füße so anstrengend wie unsere Touren durch Bangkok .

Ein Geschenk auf unseren Entdeckungstouren war der Fluss Chao Phraya, der sich als große Wasserstraße durch diejenigen Teile von Bangkok zieht, in denen die Hauptsehenswürdigkeiten liegen. Wir genossen es, statt im stickigen Bus im Dauerstau zu stecken, mit dem Boot über den Fluss zu schaukeln, immer eine kühlende Brise um die Nase und die beeindruckend schöne Silhouette der Tempel und Paläste vor Augen, mal von der Sonne beschienen, mal von Mond und Scheinwerfern beleuchtet.

Nach den eher nüchternen Supermärkten und Läden in Neuseeland war die Fülle an Kiosken, Street-Food-Ständen, kleinen Alles-was-du-brauchst-Lädchen, Märkten, riesigen Shopping-Malls, Einkaufsstraßen wie die berühmte Khao San Road und eher kleineren 7/11 Supermärkten so überwältigend groß, dass mich nur mein schon übervoller Rucksack davon abhalten konnte einem begeisterten Kaufrausch zu verfallen. Das überall vorhandene Street-Food ist köstlich und zu fast jeder Tageszeit für wenig Geld zu kaufen – lediglich am frühen Morgen war kaum etwas Essbares aufzutreiben. Klar waren wir auch im MBK, eine der ersten Malls und wahrscheinlich die bekannteste. Inzwischen gibt es neuere und schickere Malls, aber das Warenangebot im MBK ist unschlagbar. So hat sich Tilman auf der Foto-Etage eine tolle Nikon gekauft, um Sonne, Mond und so manches andere näher vor die Linse zu bekommen.Die Auswahl war riesengroß, weil die Etage fast nur aus Fotogeschäften besteht, was sich z.B. auf der dritten Etage mit Handys und Tablets wiederholt. Eine weitere Shopping-Attraktion sind die local markets. In den letzten beiden Tagen haben wir direkt am Wang Lang Market gewohnt, wo die Einheimischen täglich einkaufen. Dort finden sie alles, was sie für den Alltag brauchen, auch Friseurdienste, Schneiderei und Massagen.

Chatuchak, den größten Markt, der nur am Wochenende seine Tore öffnet haben wir an unserem letzten Tag in Bangkok besucht. Ich war noch nie zuvor auf einem so riesigen Markt: die Verkaufsflächen sind in Abteilungen eingeteilt und als Orientierungshilfe nummeriert ,( um sich mit Hilfe eines Handys wieder zu finden:-).Hier gibt es einfach alles, was ich mir nur vorstellen kann, vor allem jede Menge toller Klamotten. Welch ein Einkaufsparadies und was für schmerzende Beine nach der Shopping-Tour.

🙂 Auch wenn es so aussieht als hätten wir uns nur auf Märkten und in Shopping-Malls herumgetrieben, haben wir in den 5 Tagen, die wir in Bangkok waren noch einiges andere gesehen: reich verzierte, auf beeindruckende Art gebaute Tempel und den alten Königspalast. Beim neuen Palast des Königs waren wir ebenfalls: Jemand hat uns den Tipp gegeben, das Fest, das unter der Schirmherrschaft des Königs vor den Toren seines Schlosses drei Wochen lang für die Bewohner Bangkoks veranstaltet wurde zu besuchen. Hier waren die Einheimischen unter sich. Auf Wunsch des Königs kamen viele in traditioneller Kleidung früherer Zeiten; mit ihren wunderschönen Gewändern haben sie das Fest bereichert. Das war eine Pracht verschiedenartigster Kopfbedeckungen, schillernder Kleidung und glücklicher Gäste. Es gab leckeres Essen zu moderaten Preisen, das einen Querschnitt durch die wohlschmeckende thailändische Küche bot. Am liebsten hätte ich von allem etwas probiert.

Die Schönheit und Anmut der Tempel ist mit Worten kaum zu beschreiben. Eine Tempelstätte ist immer eine größere Anlage mit einem oder zwei Haupttempeln und etlichen kleineren Gebetstempeln. Diese Tempelbereiche sind spürbare Kraftorte, an denen ich mich auf ganz besondere Weise mit dem göttlichen Licht und dem göttlichen Wesen des Friedens verbinden konnte.

Ein ebenfalls berührendes Erlebnis war der Besuch des Hauses von Jim Thompson, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Kunst der Seidenweberei in Thailand wieder zu beleben. Mit viel Engagement und Fingerspitzengefühl hat er eine Firma aufgebaut, die sehr erfolgreich nach alten Mustern designte wunderschöne Seidenstoffe herstellt. Sein ehemaliger Wohnsitz besteht aus einer Ansammlung von bis zu 800 Jahre alten traditionell thailändischen Häusern, die er aus verschiedenen Teilen des Landes zusammengetragen und mitten in Bangkok wieder aufgestellt hat. Innen sind die Häuser auf eine wundervoll schlichte Weise mit schönen Holzmöbeln und Kunstgegenständen ausgestattet, darunter zwei alte Buddha-Statuen aus Holz und Stein. Die Atmosphäre seines Wohnsitzes ist auf eine berührende Art spirituell, schön und schlicht – an der Wand hängt ein Horoskop, das den Zeitpunkt seines Todes vorhersagt, was diesen inspirierenden Mann nicht davon abgehalten hat, genau dann nach Malaysia zu reisen, wo er mit 61 Jahren während eines kleinen Spaziergang spurlos verschwand.

Nach diesem tollen Trubel in Bangkok waren wir reif für die Insel :-). Unser nächstes Ziel: Koh Kood, nach Aussage derer, die schon dort waren ein echter Geheimtipp.

Wo die Stille stiller ist, wo es mehr Sterne gibt, wo Wasser und Fels ein kraftvolles Spiel spielen, Wald und Wind wild sind

Januar 20, 2019 von Susanna Brändle

Stelle dir eine Welt ohne Wasser vor

An wilden Gebirgsbächen und Wasserfällen, die über,große Felsbrocken springen und an Stränden, wo meterhohe kraftvolle Wellen an steile Felswände klatschen, habe ich mich immer wieder gefragt, wer stärker ist, der Fels oder das Wasser. Die Antwort, die ich an den vom Wasser ausgehöhlten Formen, Mustern, Höhlen und Grotten ablesen konnte war eindeutig: das Wasser. Nimmermüde fließt, strömt, spritzt, plätschert, tropft, rauscht, kommt und geht es, am Meer zusätzlich bewegt von der Kraft des Mondes.

Seine Weisheit und Antwort an mich: etwas das fließt und in Bewegung ist, ist auf Dauer stärker als alles Feste und Starre. Das Wasser wird nicht weniger wenn es über die Felsen fließt, während der Fels mit der Zeit an Substanz verliert und in neue Formen verwandelt wird, erschaffen von der Lebendigkeit und Bewegung des Wassers.

Wasser in all seinen Qualitäten und vielseitigen Gestalten zu erleben, ist eines unserer Ziele auf dieser Reise.

Neuseeland ist ein Wasserparadies, wo kein Tag vergeht ohne eine Wanderung am Gebirgsbach, einen Campingplatz am See, ein Bad in den kühlen Wellen des Meeres oder die wunderbare Entspannung in einem hot Pool. Auf der Suche nach besonderen Muscheln und Steinen umspült das Meerwasser sanft die Füße, unser Kajak verändert überraschend schnell seine Richtung wenn die Strömung des Flusses es so will, am unteren Ende eines kleinen Wasserfalls wird der Gebirgsbach beim Baden zum quirligen Whirlpool, nur wenige Sekunden tauchen wir ein in die azurblauen Tiefen eines eiskalten Baches, um wie neugeboren wieder aus dem Wasser zu steigen, unser Boot wird von einem Wasserfall 7m in die Tiefe gespült, für einige Sekunden verschwinden wir im Wasserfall, um lachend wieder samt Boot aufzutauchen, aus den tiefsten Tiefen unserer Erde sprudeln warme Quellen, in die wir uns genußvoll morgens in der Dämmerung hineinlegen, wir stehen staunend vor einem Feld von zischenden, dampfenden heißen Quellen, die von Zeit zu Zeit blubbern oder sich als Fontäne nach oben schwingen, wo gerade noch Wasser war liegt der Meeresboden offen da und lädt zu einer Wanderung ein oder unsere Kleider werden da, wo es gerade noch trocken war von einer großen Welle erfasst und aufs Meer hinausgetragen.

Meine Wassererfahrungen sind wie Lebenserfahrungen: vielseitig, unberechenbar, überraschend, sie bereichern mich auf unterschiedlichste Art und Weise.

Nachts stehe ich unter einem Sternenhimmel, der sich bis zum Boden hin ausbreitet. Ich sehe eine Vielzahl kleiner Sterne, die zusammen mal wie Sternennebel mal wie eine glitzernde Haube den Himmel schmücken. Diese Schönheit lässt mich still werden und lauschen.

Die Südinsel Neuseelands ist ein Ort, an dem ich immer wieder einer unfassbaren Stille begegne, einer Stille, die stiller ist als alles, was ich an Stille in den letzten 30 Jahren erlebt habe. Ich höre plötzlich Stille, sie bekommt eine Gestalt, sie lädt mich ein, ihr in die Tiefe zu folgen, um einem Frieden zu begegnen, der ursprünglich und natürlich ist. Am frühen Morgen löst sich die Stille der Nacht in den fröhlichen Gesängen der Vögel auf und begleitet mich noch eine Weile bis ich bereit bin, den kommenden Tag willkommen zu heißen, bereit für einen weiteren Tag in einer Natur wie ich sie bisher nur in Norwegen erlebt habe: wild, ungezähmt, frei und berührend schön

Wir sind nun auf den Spuren der Communities. Tilman hat bei seinen Recherchen über alternative Communities in Neuseeland zwei aufgespürt, die wir oben auf der Südinsel besuchen wollten: Riverside und TUI-Community. Ich bin Tilman sehr dankbar für diese Anregung, sie hat uns das Tor zu vielen besonderen und inspirierenden Begegnungen mit den Menschen, die hier leben geöffnet. Zuerst waren wir in Riverside, der ältesten Community, die gegründet wurde, um eine neue Art des Zusammenlebens zu erschaffen, auszuprobieren und zu leben. Der Impuls für die Gründung waren Kriegserfahrungen, die den Wunsch nach einer friedlichen, anders gestalteten Lebensweise geweckt hatten. Das große Stück Land, das die Community besitzt, ist ein wunderschönes Grundstück in Hanglage mit einer Farm für Milchvieh am dazu gehörenden Flussufer. Sie haben Häuser gebaut, mal einfach und aus billigen Baumaterialien, mal phantasievoll und aus Naturmaterialien, je nachdem was es gerade gab, wer was bauen konnte , Ideen hatte und wie viel Geld in der Kasse war. Sie haben eine gemeinsame Kasse, in die jedes Mitglied sämtliche Einkünfte, Pensionen o.ä. einzahlt. Der Betrag wird dann gleichmäßig an alle verteilt unabhängig davon, was der Einzelne eingezahlt hat, ein Teil deckt die laufenden Betriebskosten. Sie bewirtschaften Felder, von deren Ertrag sie teilweise leben und haben als weitere Einnahmequelle die Erträge aus der Milchwirtschaft. Bis vor einigen Jahren hatten sie auch noch Einkünfte aus ihrem mit viel Liebe gestalteten und selbstbetriebenen Riverside-Café. Leider hat sich niemand aus der Community mehr bereit erklärt diesen Knochenjob zu machen und die Gemeinschaft beschloss, es zu verpachten. Zwischen den Obstwiesen haben sie sich ein kleines Paradies geschaffen: einen See zum Schwimmen, Boot fahren, Fischen inmitten eines schön angelegten englischen Gartens, eine Oase zum Ausruhen und Meditieren.

Bei Eintritt in die Community bezahlt jeder eine Aufnahmegebühr, die beim Verlassen der Community einbehalten wird. Nach einer Probezeit von 2 Jahren entscheiden sich alle Beteiligten, ob jemand als Vollmitglied aufgenommen wird. Dieses Aufnahmeverfahren ist bei der TUI-Community ganz ähnlich nur gibt bei TUI niemand sein gesamtes Einkommen ab, sondern jeder zahlt pro Monat einen bestimmten Betrag in die Gemeinschaftskasse ein. Die Aufnahmegebühr ist bei der TUI -Community doppelt so hoch : 20 000 $NZ

Wir wurden in Riverside von Cathy geführt, die ihre ganzen 65 Jahre dort gelebt, 4 Kinder großgezogen und das Café geführt hat – eine beeindruckend natürliche und freie Frau, die sich ein Leben außerhalb der Community nicht vorstellen kann trotz langwieriger Diskussionsrunden bei anstehenden Entscheidungen und trotz aller persönlichen Einschränkungen, die ein Leben in Gemeinschaft mit sich bringt.

Die konsequent auf das Teilen aller Ressourcen ausgerichtete Riverside- Community sucht dringend nach jungen Familien, die sich bereit erklären sowohl finanziell als auch mit ihrer Tatkraft Verantwortung für die Gemeinschaft zu übernehmen – nach Aussage von Cathy gibt es immer weniger junge Familien, die sich mit ihrem ganzen Einkommen an einer Community beteiligen wollen, in der zunehmend ältere Menschen leben – durchaus verständlich und schade für das, was andere aufgebaut haben.

Mit unserem Besuch bei der TUI- Community hatten wir großes Glück. Wir kamen an einem Dienstag dort an, genau dem Tag, an dem sie ihr wöchentliches Gemeinschaftsessen und daran anschließendes Meeting haben. Sie luden uns ein, mitzuessen und danach an ihrem Meeting teilzunehmen. Dadurch bekamen wir die beste aller Möglichkeiten in das Innenleben der Gemeinschaft hineinzuschauen und – zu fühlen. In dem Meeting ging es um organisatorische Fragen, und da wir selbst schon Erfahrungen mit Meetings im Circle gesammelt haben, war es sehr spannend zu erleben wie diese Gemeinschaft an ihre Themen herangeht, Dinge klärt und Entscheidungen trifft. Sie benutzen verschiedenfarbige Kärtchen, um zu zeigen, dass sie etwas fragen oder entgegnen wollen und um abzustimmen. Was mir besonders gut gefallen hat, war der Beginn des Meetings: die ersten Äußerungen der Anwesenden galten der Wertschätzung für die anderen. Erst danach ging der Gesprächsleiter zur Tagesordnung über. Die gegenseitige Wertschätzung hat wesentlich dazu beigetragen, eine positive, offene Atmosphäre im Raum zu erzeugen.

Ein weiterer glücklicher Zufall war ein Heartsharing – Circle, der am darauffolgenden Wochenende auf dem Event-Gelände der Tuis stattfinden sollte. Wir bekamen die Möglichkeit daran teilzunehmen und weitere spannende Menschen kennenzulernen. Die Tuis haben in Eigenarbeit das sogenannte Treefield erschaffen. Es gibt hier einen Gruppenraum mit offenem Kamin und einer gut ausgestatteten angrenzenden Küche, einen sowohl äußerlich attraktiven als auch in der Funktion klug gemachten Toilettenblock und einen schwingenden Tanzboden umgeben von einer großzügigen überdachten Terrasse. Mehrere verschieden große Tipis stehen auf dem mit Büschen und Bäumen schön gestalteten Campground, wo es außerdem genügend Platz für Campervans und Zelte gibt. Sie haben einen kunstvollen Backofen und verschiedene Arten von Schwitzhütten gebaut und ein großes Zelt mit Feuerstelle und Trommeln für Meetings im Freien aufgestellt. Wir waren begeistert!!!

Beim Heartsharing ging es darum, die inneren Prozesse, in denen sich jeder Teilnehmer / jede Teilnehmerin gerade befindet zu teilen. Wie wir erfuhren besteht die Kerngruppe der Teilnehmer aus einem Heartsharing- Männerkreis, zu dem diesmal die Frauen miteingeladen wurden – was für ein Glück für mich!

Am Ende des Workshops war ich erstaunt wie sehr der Wunsch nach Weiterentwicklung und Befreiung des Selbst auf der anderen Seite der Weltkugel unseren Anliegen und Bestrebungen in dieser Richtung ähnelt.

River und Sarah haben uns an diesem Wochenendes von einem Festival erzählt, das zwischen den Jahren beginnt und die Teilnehmer ins neue Jahr hinein begleitet. Convergence hieß das Zauberwort, das wir hier zum ersten Mal hörten. Im Lexikon fand ich als Übersetzung Zusammenkommen, was sich auf dem Festival meinem Gefühl nach nicht nur auf den Ort bezog, sondern auch ein Zusammenkommen auf der Herzebene meinte. Journeys End, ein Campground mitten im Grünen weitab von jeglicher Siedlung war bei unserer Ankunft schon voller Zelte und es gab viel Leben auf der großen grünen Wiese.

Nach sechs intensiven Tagen erfüllt von Tanz, Musik, Workshops, Gesprächsrunden und besonderen Begegnungen sind wir mit vielen Anregungen im Gepäck und etwas ruhebedürftig wieder abgereist. Einer meiner schönsten Momente bei Convergence war die Aufnahme der Neuen ( wozu wir gehörten ) in den Kreis dieser großen Familie mit einer wunderschönen Zeremonie: Über 300 Menschen standen schon im Kreis als sich der Kreis für uns öffnete und ein Mitglied uns mit einem Maori- Gesang begrüßte. Danach wurden wir in den Kreis geführt und jeder/ jede von uns Neuankömmlingen bekam einen Partner/eine Partnerin an seine Seite mit dem/ der er/ sie dann in den Kreis einzog, gemeinsam eine Runde im Kreis lief um anschließend mit allen geschätzt 400 “Familienmitgliedern” einen großen Kreis zu bilden. Ein weiteres Highlight waren für mich die Fünf- Rhythmen – Tanz- Circle im größten Zelt am Vormittag. Das waren so spannend angeleitete zweieinhalb Stunden mit inspirierend schöner Musik – danach war ich jedes Mal nur noch dankbar und glücklich.

Wer von euch meinen Bericht über Nepal gelesen hat weiß, dass wir uns dort 6 größere bis große Klangschalen gekauft haben, um damit später heilende Klangreisen zu machen. Zum wiederholten Male durften wir auf dem Festival die tolle Erfahrung machen, dass uns eine klare Ausrichtung und Absicht an die besten Orte, zu den wertvollsten Begegnungen und zu den wichtigsten Informationen für uns führen. So haben wir Claire und Will dort kennengelernt, die mit Klangschalen, Kristallschalen, Trommeln, Rasseln und etlichen anderen teilweise selbstgebauten Instrumenten heilende Klangreisen veranstalten und bei Convergence einen Teil ihrer wundervollen Arbeit vorgestellt haben. Wir bleiben in Verbindung mit den beiden und es gibt die Idee sich nächstes Jahr in Frankreich zu treffen, um etwas Gemeinsames zu machen.

Das Ende des Festivals läutete auch das Ende unseres freien Vagabundenlebens im Campervan ein: es war klar, dass wir ihn wiederverkaufen werden wenn wir Neuseeland verlassen. Ohne dass ich das gedacht hatte, wurde der Wiederverkauf zu einem Lehrstück über und für meine Schwachstellen. Ich war guter Dinge, hatte ein wunderschönes Szenario im Kopf, dass wir ihn gleich am nächsten Wochenende ohne große Mühe verkaufen werden und dann noch ein paar sorglose Tage in Christchurch verbringen und neugewonnene Freunde besuchen konnten. Tja, es kam anders: der schon zum Greifen nahe Verkauf hat sich zerschlagen und wir mussten uns auf den Weg nach Auckland machen, um den Wagen am darauffolgenden Wochenende auf jeden Fall zu verkaufen. – 3 Tage später ging unser Flugzeug nach Bangkok. Jetzt packte mich die Angst, was machen wir wenn wir ihn am nächsten Wochenende auch nicht verkaufen können? Müssen wir dann die Flüge umbuchen? geht das überhaupt? Außerdem hatte ich gar keine Lust 1000 km zurück nach Auckland zu fahren, wo es günstige 2 Stunden Flüge nach Auckland gab, auch die Kosten würden höher sein. Ich kam mehrere Tage lang nicht über den geplatzten Verkauf hinweg, war ärgerlich und fühlte mich als Gefangene dieses Campervan Verkaufs.

Von wegen annehmen und akzeptieren was ist, lieben was ist wie Byron Kathie so schön sagt. Ich war nur unzufrieden, ärgerlich und hatte keinen Spaß mehr an unserer Rückreise nach Auckland. Ich habe deutlich gespürt wie schwer es mir immer noch fällt von geliebten Vorstellungen Abschied zu nehmen, sie los zu lassen, um Platz für eine neue Möglichkeit zu machen und die Zeit dazwischen zu genießen. Oder habe ich erfahren wie groß der Schritt war, eine andere, neue schöne Vision zu kreieren wenn ich meinen Groll nicht los wurde . Nach 2 anstrengenden Tagen auf dem Backpacker Automarkt in Auckland konnte ich aufatmen – ein junger Holländer hat ihn uns zu einem noch annehmbaren Preis abgekauft, um damit ebenfalls 2 Monate los zu ziehen.

Beinahe hätte ich vergessen euch von meinem neuen wundervollen Reisegefährten zu erzählen : meiner Gitarre. Mein Wunsch, mir eine Gitarre zu kaufen, um Musik zu machen wuchs mit jedem Tag in Neuseeland und so sind wir eines Tages zufällig vor einem Musikgeschäft gelandet, das klassische Gitarren ( sogar welche von Yamaha) verkaufte und wegen Geschäftsaufgabe ( eineinhalb Tage vor Schließung) die Preise deutlich reduziert hatte. Es war Liebe auf den ersten Anschlag und 10 min später hatte ich eine schön klingende, leicht zu spielende Gitarre zu einem äußerst günstigen Preis erstanden. Seitdem vergeht kaum ein Tag ohne Musik machen, Lieder und Melodien erfinden und viel Freude am Spielen und Singen haben. Meine Gitarre lockt immer wieder Zuhörer an, wie z.B.eine begeisterte Maori, mit der ich über meine Lieder ins Gespräch kam; sie erzählte mir von ihrem Tribe, dessen Gesängen und Tänzen zur Begrüßung von Gästen, von der Bedeutung bestimmter Bewegungen beim Tanzen und der besonderen Art der Maori-Frauen zu kochen. Einige Minuten später kam sie zu unserem Camper und hat mir als Dank für meine Musik und unser Gespräch einen Greenstone geschenkt, was ein ganz besonderes Geschenk ist. Der Greenstone ( eine in Neuseeland zu findende Form von Jade) ist der heilige Stein der Maori, den man nach Brauch der Moari nicht selbst kaufen darf, er muss einem geschenkt werden. Er ist ein Beschützer und Energiespender für seine Träger und bedeutet so viel wie Neubeginn.

Wow, Neuseeland ist ein beeindruckend schönes Land, wo ich Natur in einer Reinheit und Wildheit erleben durfte wie ich sie noch nie zuvor irgendwo gefunden habe. Danke dir lebendiges Wasser, euch singenden Vögeln, euch weisen würdevollen Bäumen, danke euch heilsamen, friedlichen Wäldern, dir in den Bäumen rauschendem Wind, euch ihr wundervollen Blumen, euch Sonne Mond und Sterne, die ihr mit eurem Licht die Vielfalt der Farben und Schatten habt entstehen lassen.

Danke dir Land, in dem deine unterschiedlichen Kulturen friedlich, respektvoll und sich gegenseitig inspirierend zusammenleben, Du schenkst deinen Bewohnern eine hohe Lebensqualität, Du zeigst uns, wie wertvoll ein friedliches Miteinander ist.

Haere mai Aotearoa – welcome in NZ

Dezember 22, 2018 von Susanna Brändle

Die Einreise nach Neuseeland hat länger gedauert als wir gehofft hatten: Unsere Schuhe waren nicht ganz sauber, Tilmans Heilwolle musste geprüft werden und wir wussten weder wann wir wieder ausreisen wollten noch hatten wir einen Weiterflug gebucht. So wurden wir befragt, unsere Liquidität sprich unser Kontostand wurde überprüft , die Schuhe wurden gründlich desinfiziert und Tilman musste seine Heilwolle in die Tonne werfen.

Neuseeland nimmt es sehr ernst mit dem Schutz seiner einmaligen Naturlandschaften und deren besonderer Artenvielfalt. So standen wir auf unseren Streifzügen durch die Wälder, Wiesen und Wetlands der Nordinsel immer wieder vor Zäunen: manche dienten dem Schutz von gefährdeten Baumarten und andere als Weidezäune für die unzähligen Schafe und Rinder auf den grünen Hügeln Neuseelands. Wie wir an vielen Stellen sehen konnten wurden märchenhafte Wälder, in denen einst wunderschöne bis zu 30 m hohe Baumriesen standen, die einer großen Artenvielfalt an Farnen, Moosen, Büschen und verschiedenen Baumsorten Lebensraum boten in riesige Weideflächen verwandelt. Die dadurch entstandenen sanften grünen Hügel bilden zusammen mit den Waldresten und Büschen eine bezaubernd schöne Landschaft, die manche von euch vielleicht aus den Hobbit – Verfilmungen kennen.

Zäune, Schutzmaßnahmen für die Biodiversity und gefährdete Baumarten und immer wieder Security-Kameras auch an Orten mitten in der Natur: alles zum Schutz einer atemberaubend schönen und vielfältigen Natur!? Daneben Nutzwälder, auf denen Pinien wie Mais angebaut und geerntet werden – was zurückbleibt ist ein verwüstetes Feld mit Baumstümpfen und Ästen. Wald als reine Geldschöpfung? Riesige Flächen Weideland, wo einst märchenhafte Wälder wuchsen? Manches, was wir hier im Umgang mit der Natur gesehen und erlebt haben hat uns fragend zurückgelassen wie z.B. auch die Tatsache, dass wir kaum irgendwelches Biogemüse finden konnten und etliche Organic Shops und Cafés schon nach kurzer Zeit wieder ihr Geschäft aufgegeben haben mangels Nachfrage. Auf der anderen Seite die Einrichtung eines Department of Conservation (DOC) , das wunderschöne Wanderwege in ansonsten undurchdringliche Urwälder baut, überall schön gestaltete Informationszentren errichtet hat, viele Naturschauplätze für alle zugänglich macht, günstige und schön gelegene Campingplätze zur Verfügung stellt, an allen Parkplätzen und Wanderwegen gepflegte Toiletten unterhält und durch entsprechende Infotafeln aktiv die Achtung vor der Natur unterstützt.

Ohne es vorher geplant zu haben waren wir den alten besonderen Bäumen Neuseelands auf der Spur. Einer von diesen Bäumen ist der Kauri, ein Baum, der hunderte von Jahren alt und riesengroß werden kann. Ich wandere hier durch Wälder, in denen ich keine einzige Baumsorte kenne, ein grüner Urwald wie aus einem Märchenbuch – es würde mich nicht überraschen hier Zwergen oder Feen, Wassernixen und Faunen zu begegnen. In einer Region unterhalb von Auckland sind wir diesen stillen und machtvollen Riesen zum ersten Mal begegnet. Leider waren fast alle walks in den Wald closed, weil diese wundervollen alten Bäume durch eine Krankheit, die sich im Boden ausbreitet und die Wurzeln der Bäume schädigt vom Aussterben bedroht sind. Fasziniert von der Würde und Schönheit der alten großen Bäume haben wir keine Möglichkeit ausgelassen diese stillen Zeugen aus einer alten Zeit der Natur zu besuchen. Es gibt hier auf der Nordinsel etliche schöne Campingplätze mitten im Wald. Wir sind auf Schotterstraßen bis zu 10 km in den Wald gefahren, um auf den grove walks ins Innere dieser ganz besonderen Urwälder zu gelangen. Die Schuhe mussten wir vorher reinigen und desinfizieren und die Wege wurden immer wieder zu Stegen, auf denen wir die Kauris aus der Nähe sehen konnten ohne dabei den Boden oder deren Wurzeln mit unseren Schuhen zu berühren. Das DOC ( Department of Conservation )hat mit viel Einfühlungsvermögen wunderschöne Wege gestaltet, auf denen wir ein authentisches “Urwalderlebnis” hatten und zugleich die Wälder auf unaufdringliche Art und Weise geschützt werden.

Für die ersten 3 Tage hatten wir über Airbnb in der Nähe von Auckland eine wie sich herausstellte ideale Unterkunft gebucht: Der gastfreundliche Chris war nicht zuhause und hat uns vertrauensvoll sein ganzes Häuschen überlassen. Wir konnten das schnelle Internet unseres Gastgebers dafür nutzen, uns die wichtigsten Infos für einen Autokauf zu holen. Gleich am 1.Tag sind wir losgezogen, um auf dem car fair market nach einem Campervan Ausschau zu halten und bereits am 3.Tag waren wir im Besitz eines zum Campervan umfunktionierten Nissan Presage, der sogar eine selfcontained Zulassung hat, was das Freiticket für alle nur möglichen Campingplätze in Neuseeland ist. Der schon etwas in die Jahre gekommene Luxusfamilycruiser liegt wohltuend satt auf der Straße und summt nur ganz leise beim Fahren – alles in allem ein tolles Fahrgefühl. Wenn da nur nicht der immer unbeweglichere Fensterheber und der Scheibenwischer, der bei Regen etwas an der Scheibe kratzt wären. Der Scheibenwischer war schnell ausgetauscht, den Fensterheber mussten wir dann 14 Tage später unterwegs reparieren lassen, was uns 2 Tage “Verschnaufpause” verschaffte. Wenig später musste eine Dichtung erneuert werden, was uns noch einen Tag “gekostet” hat. Es gab und gibt hier so viel zu sehen und zu erleben, dass ich zunächst jeden Tag, an dem wir nichts unternahmen oder unternehmen konnten als Verlust empfand. Von Tilmans Seite kam der Wunsch nach mehr Sein und Verweilen was bedeutete, dass ich vielleicht nicht alles sehen werde, was ich gerne sehen wollte, dass ich andererseits dadurch die Gelegenheit bekam, an manchen Orten mehr in die Tiefe zu gehen, mein Ohr lauschend an den Boden dieser noch in weiten Teilen intakten Natur legen konnte.

Wir hatten uns dafür entschieden zuerst den nördlichsten Teil Neuseelands zu besuchen und so ging es geradewegs zum Cape Reinga – ein heiliger Ort für die Maori: ihre Verstorbenen kehren wie sie glauben von der vorgelagerten Insel aus in ihre ursprüngliche Heimat zurück. Das war die erste Stelle, an der ich bewusst den Maori und ihrer Kultur begegnete. Von da an begann ich mich mehr und mehr für das Volk der Maori zu interessieren, die ich für das indigene Volk Neuseelands hielt. Wie sich später herausstellte ist gar nicht sicher, wer die ersten Urbewohner waren, denn auch die Maori waren einst mit dem Boot von Tahiti, Hawai,und anderen polynesischen Inseln nach Neuseeland gekommen. So erfuhren wir auf unserem Weg Richtung Südinsel immer wieder etwas Neues über die Maori und ihre Bräuche wie z.B. in einem für Touristen nachgebauten Fischerdorf über die Tapus – heilige Orte und Handlungen, die bestimmten Menschen wie Stammesführern und Medizinmännern vorbehalten waren, was mich stark an unser Wort tabu und dessen Bedeutung erinnert hat. In der vulkanischen Mitte der Nordinsel, wo aus dem Inneren der Erde heiße Quellen, Flüsse und Geysire an die Oberfläche kommen, uund wo es wie in einer Hexenküche überall blubbert, brodelt, dampft und deutlich nach Schwefel sprich fauligen Eiern riecht, gibt es etliche Maori-Siedlungen , in denen die alten Traditionen gepflegt, gelebt und an die nächste Generation weitergegeben werden. Wir hatten das Glück in dem Maori-Dorf Ohinemutu bei Rotorua einen Maori zu erleben, der gerade dabei war, einer Gruppe junger Menschen aus verschiedenen Ländern etwas über die Kultur der Maori, über ihre Verbindung zu Mother Earth und ihre Herkunft zu erzählen. Wir wurden eingeladen, an einem Ritual teilzunehmen, mit dem er das alte Wissen der Maori über das Wesen der Welt, deren Spiritualität und Einsicht in die Zusammenhänge zwischen Geist und Natur mit uns geteilt hat: wir standen alle im Kreis und er hat für einen kurzen Moment seinen Stirnpunkt, das dritte Auge, an den Stirnpunkt jedes einzelnen Teilnehmers gehalten und damit das alte Wissen und Energien übertragen. Das war ein mystischer und spannender Augenblick, den ich noch heute spüre wie wenn es gestern gewesen wäre.

In Wellington, der südlichsten Stadt der Nordinsel und Hafen für die Fähre zur Südinsel steht das neuseeländische Nationalmuseum Te Papa, wo es eine toll gestaltete Ebene über die Geschichte der Maori, deren Lebensweise, Architektur und Bräuche gibt. Die Gestalter des Museums haben es verstanden eine Atmosphäre zu schaffen, die mich in die Zeit vor der Ankunft der Europäer zurückversetzt hat. Die Maori haben alle Ausstellungsstücke wie Boote, Werkzeuge, ja ganze Häuser dem Museum verbunden mit besonderen Ritualen geschenkt. Sie sind auf Ton- und Bildträgern mit ihren Stimmen, Gesängen und Tänzen selbst präsent. Mich haben vor allem die Gesänge und rituellen Tänze fasziniert, in denen eine ganze Gruppe von Menschen mit weit aufgerissenen Augen kämpferische Gebärden und Energie generierende Bewegungen macht. Anders als bei den nordamerikanischen Indianern oder Afrikanern bewegen sich die Tänzer nicht im Kreis, sondern als Pulk. Auf mich hat es wie ein Aufladen der Energie, ein sich Stark-Machen, vielleicht um besondere Kräfte zu erzeugen oder um einen Schutz gegen Bedrohungen von außen aufzubauen gewirkt.

Auf unserer Weiterreise nach Süden sind uns immer wieder tapu points, Stellen, die den Maori heilig(tapu) sind begegnet wie z.B. die Te Waikoropupu Springs, ein riesiger Quelltopf mit (heiligem) heilendem Wasser, das von den Besuchern der Quellen nicht berührt werden darf. Es ist beeindruckend zu erleben wie die neuseeländische Bevölkerung es schafft, respektvoll und friedlich zusammenzuleben. Einen wichtigen Beitrag dazu leistet die Achtung der ganzen Bevölkerung vor den heiligen Orten der Maori, die von den Behörden bewusst geschützt werden. Vielleicht ist dadurch auch mancher Ort in der Natur vor Ausbeutung seitens der Tourismusbranche geschützt worden und wir, die Besucher Neuseelands, haben das große Glück viele wunderschöne Orte in ihrem (fast) ursprünglichen Zustand zu erleben. Immer wieder frage ich mich, ob so wohl das Paradies Erde ausgesehen haben mag, das uns Menschen einst zur Freude und zum Genießen übergeben wurde.

An vielen Stellen übernehmen die Neuseeländer auf vorbildliche Art und Weise die Verantwortung für ihr Naturparadies. Sie haben wunderschöne Wanderwege in den wildesten Naturparadiesen geschaffen, überall gibt es so natürlich wie möglich gestaltete Komposttoiletten und jeder Wanderer ist aufgefordert die Verantwortung für seinen Müll zu übernehmen und ihn mitzunehmen. So sind die Picnic-Areas erstaunlich sauber und nahezu müllfrei. Rückblickend leistet schon die strenge und langwierige Kontrolle am Flughafen ihren Beitrag zum Naturschutz: Jeder Besucher wird dadurch auf das fragile Gleichgewicht in der Natur aufmerksam gemacht und daran erinnert, dass auch ein Samenkorn oder ein kleines Insekt am schlecht geputzten Schuh dieses Gleichgewicht empfindlich stören können.

An manchen Stellen haben wir uns deshalb gewundert, warum z.B. Mülltrennung nicht überall selbstverständlich ist, weshalb so viele Flüsse und Seen durch die intensive Viehzucht verschmutzt sind, warum es kaum Biogemüse gibt und was Helikopterflüge mit Eco-Tourism zu tun haben.

Auf jeden Fall haben die Neuseeländer und ihre unglaublich schöne Natur Glück, dass im Vergleich mit anderen Ländern der Welt nur wenige Menschen auf den beiden Inseln leben, was den Umweltschutz deutlich einfacher macht. Die Bewohner wissen um ihren Schatz einer noch an vielen Stellen unberührten Natur und hüten ihn, denn gerade dieses vielfältige und einmalige Naturwunder Neuseelands ist es, was so viele Menschen anzieht : zum Reisen und Genießen oder um hier zu leben. Ich bin den Menschen, die diese Art des sanften Tourismus wie wir in hier erleben entwickelt haben dankbar und nehme viele gute Anregungen mit.

So viel über unsere 4 Wochen auf der Nordinsel. Im nächsten Bericht gibt es etwas über die herrlichen Gewässer Neuseelands, die Sterne und die Stille, Communities, Erdbeeren und Spargel an Weihnachten. ……………….. Weiterlesen

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