Nach zweieinhalb Monaten, die wir auf Neuseeland größtenteils in der Natur verbrachten, war Bangkok, das Drehkreuz Südostasiens und pulsierende Metropole ein starker Kontrast.
Wir hatten für die ersten drei Tage vorsichtshalber eine Unterkunft etwas außerhalb des Stadtzentrums gebucht, was bedeutete, dass wir ziemlich ruhige Nächte und einen Anfahrtsweg von mindestens 45 Minuten ins Zentrum hatten. So buchten wir unser Zimmer für die nächsten beiden Tage am Rand eines großen local markets, womit wir wesentlich näher am Puls der Stadt waren.
Es leben und arbeiten sehr viele Menschen in Bangkok, weshalb der Skytrain, die Subway, Busse und Schiffe immer voll waren, einen Sitzplatz zu ergattern erforderte Geschick und etwas Glück. Die Einheimischen, vor allem die junge Generation, sind Meister im vollkommen unauffälligen Einnehmen freigewordener Sitzplätze: noch bevor ich überhaupt bemerkt habe, dass jemand seinen Platz geräumt hatte, war er wieder belegt. Offensichtlich trainiert das Zusammenleben vieler Menschen auf engem Raum ganz andere Fähigkeiten. Nach 2 Tagen wussten auch wir, wo wir uns positionieren müssen, um die 45 Minuten Fahrtzeit nicht stehend zu verbringen, was eine große Entlastung der Füße bedeutete, die während der kommenden 6 Stunden auf Besichtigungstour noch viel zu leisten hatten. Kaum eine Wanderung auf Neuseeland war für meine Beine und Füße so anstrengend wie unsere Touren durch Bangkok .
Ein Geschenk auf unseren Entdeckungstouren war der Fluss Chao Phraya, der sich als große Wasserstraße durch diejenigen Teile von Bangkok zieht, in denen die Hauptsehenswürdigkeiten liegen. Wir genossen es, statt im stickigen Bus im Dauerstau zu stecken, mit dem Boot über den Fluss zu schaukeln, immer eine kühlende Brise um die Nase und die beeindruckend schöne Silhouette der Tempel und Paläste vor Augen, mal von der Sonne beschienen, mal von Mond und Scheinwerfern beleuchtet.
Nach den eher nüchternen Supermärkten und Läden in Neuseeland war die Fülle an Kiosken, Street-Food-Ständen, kleinen Alles-was-du-brauchst-Lädchen, Märkten, riesigen Shopping-Malls, Einkaufsstraßen wie die berühmte Khao San Road und eher kleineren 7/11 Supermärkten so überwältigend groß, dass mich nur mein schon übervoller Rucksack davon abhalten konnte einem begeisterten Kaufrausch zu verfallen. Das überall vorhandene Street-Food ist köstlich und zu fast jeder Tageszeit für wenig Geld zu kaufen – lediglich am frühen Morgen war kaum etwas Essbares aufzutreiben. Klar waren wir auch im MBK, eine der ersten Malls und wahrscheinlich die bekannteste. Inzwischen gibt es neuere und schickere Malls, aber das Warenangebot im MBK ist unschlagbar. So hat sich Tilman auf der Foto-Etage eine tolle Nikon gekauft, um Sonne, Mond und so manches andere näher vor die Linse zu bekommen.
Die Auswahl war riesengroß, weil die Etage fast nur aus Fotogeschäften besteht, was sich z.B. auf der dritten Etage mit Handys und Tablets wiederholt. Eine weitere Shopping-Attraktion sind die local markets. In den letzten beiden Tagen haben wir direkt am Wang Lang Market gewohnt, wo die Einheimischen täglich einkaufen. Dort finden sie alles, was sie für den Alltag brauchen, auch Friseurdienste, Schneiderei und Massagen.
Chatuchak, den größten Markt, der nur am Wochenende seine Tore öffnet haben wir an unserem letzten Tag in Bangkok besucht. Ich war noch nie zuvor auf einem so riesigen Markt: die Verkaufsflächen sind in Abteilungen eingeteilt und als Orientierungshilfe nummeriert ,( um sich mit Hilfe eines Handys wieder zu finden:-).Hier gibt es einfach alles, was ich mir nur vorstellen kann, vor allem jede Menge toller Klamotten. Welch ein Einkaufsparadies und was für schmerzende Beine nach der Shopping-Tour.
🙂 Auch wenn es so aussieht als hätten wir uns nur auf Märkten und in Shopping-Malls herumgetrieben, haben wir in den 5 Tagen, die wir in Bangkok waren noch einiges andere gesehen: reich verzierte, auf beeindruckende Art gebaute Tempel und den alten Königspalast.
Beim neuen Palast des Königs waren wir ebenfalls: Jemand hat uns den Tipp gegeben, das Fest, das unter der Schirmherrschaft des Königs vor den Toren seines Schlosses drei Wochen lang für die Bewohner Bangkoks veranstaltet wurde zu besuchen. Hier waren die Einheimischen unter sich. Auf Wunsch des Königs kamen viele in traditioneller Kleidung früherer Zeiten; mit ihren wunderschönen Gewändern haben sie das Fest bereichert. Das war eine Pracht verschiedenartigster Kopfbedeckungen, schillernder Kleidung und glücklicher Gäste. Es gab leckeres Essen zu moderaten Preisen, das einen Querschnitt durch die wohlschmeckende thailändische Küche bot. Am liebsten hätte ich von allem etwas probiert.
Die Schönheit und Anmut der Tempel ist mit Worten kaum zu beschreiben. Eine Tempelstätte ist immer eine größere Anlage mit einem oder zwei Haupttempeln und etlichen kleineren Gebetstempeln. Diese Tempelbereiche sind spürbare Kraftorte, an denen ich mich auf ganz besondere Weise mit dem göttlichen Licht und dem göttlichen Wesen des Friedens verbinden konnte.
Ein ebenfalls berührendes Erlebnis war der Besuch des Hauses von Jim Thompson, der es sich zur Aufgabe gemacht hatte, die Kunst der Seidenweberei in Thailand wieder zu beleben. Mit viel Engagement und Fingerspitzengefühl hat er eine Firma aufgebaut, die sehr erfolgreich nach alten Mustern designte wunderschöne Seidenstoffe herstellt. Sein ehemaliger Wohnsitz besteht aus einer Ansammlung von bis zu 800 Jahre alten traditionell thailändischen Häusern, die er aus verschiedenen Teilen des Landes zusammengetragen und mitten in Bangkok wieder aufgestellt hat.
Innen sind die Häuser auf eine wundervoll schlichte Weise mit schönen Holzmöbeln und Kunstgegenständen ausgestattet, darunter zwei alte Buddha-Statuen aus Holz und Stein.
Die Atmosphäre seines Wohnsitzes ist auf eine berührende Art spirituell, schön und schlicht – an der Wand hängt ein Horoskop, das den Zeitpunkt seines Todes vorhersagt, was diesen inspirierenden Mann nicht davon abgehalten hat, genau dann nach Malaysia zu reisen, wo er mit 61 Jahren während eines kleinen Spaziergang spurlos verschwand.
Nach diesem tollen Trubel in Bangkok waren wir reif für die Insel :-). Unser nächstes Ziel: Koh Kood, nach Aussage derer, die schon dort waren ein echter Geheimtipp.